Gregor Hundeshagen hat das Dach der Welt bezwungen
Schöne Bilder und Skizzen beschreiben Stationen der Expedition
Gregor Hundeshagen ist auf der Expeditio[...]
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Ein Tagebuch von Kari Kobler, einem der Bergführer und Wegbegleitern:
Rückblick:
Zuerst möchte ich mich bei allen Teilnehmenden, Webseite-Lesern und allen Freunden herzlich bedanken. Es war wieder ein grandioser Start ins Bergjahr 2013.
Schlussendlich der Höhepunkt, alle gestarteten Teilnehmenden erreichten den Gipfel des Mt. Everest
Dreizehn Mal haben K&P eine Mt. Everest-Expedition organisiert. In der Geschichte von K&P konnte noch nie eine Gruppe alleine vom Lager auf 8300m auf den Gipfel unterwegs sein, wie in
alten Zeiten. In diesem Jahr war es wieder einmal möglich. Ich möchte dies nicht zu gross herausposaunen, denn sonst ist die Ruhe 2014 vorbei. Wenn ich höre, wie viele Expeditionen auf der Südseite
unterwegs waren, dann graut es mir! Immer die Nase vorne, immer ohne einen zu grossen kommerziellen Gedanken, dass beste für unsere Kunden finden!
Das Wichtigste:
Dabei hat kein Teilnehmer eine Verletzung davon getragen. Alle sind gesund wieder nach Hause gekommen. Die Medien schreiben am liebsten über die negativen Aspekte in unserem Leben, doch wäre es vielleicht einmal schön, wenn in der Tagesschau jeden Tag nur eine gute Nachricht gesendet würde.
Herzlichst und mit tiefen Dank an alle Kunden, Fans und Leser.
Euer Kari
30. Mai
Es geht über Dehli nach Hause. In Dehli werde ich die Sommersaison in Indien besprechen und dann geht es weiter in die Heimat.
29.Mai
Festlichkeiten zur 60-jährigen Besteigung des Mt. Everest. Sie sind gross, zuerst geht es zur britischen Botschaft. Der Hauptgrund warum ich diese Festlichkeiten besuche ist, alte Gesichter zu treffen und dies wird vollumfänglich erfüllt. Dutzende von alten Freunden sind eingetroffen, sogar die alte Prominenz wie: Miss Hawley und ihre sympathische Vertreterin Billi Bierling, Wolfgang Nairz, Reinhold Messner, Dave Hahn und viele mehr. Es gefällt mir und ich geniesse es mit vielen zu tratschen. Dann kommt der offizielle Anlass im Königspalast. Hier wird die Erstbesteigung auf nepalesisch gefeiert und das ist gut.
27. Mai
Festlegung der Löhne für die verschiedenen Expeditionen. Das ist nicht immer ein leichtes Unterfangen, denn ich muss schauen, dass z.B. der Privat-Sherpa eines Gastes nicht mehr verdient als die anderen Sherpas. Am Everest geht es um viel Geld, wir bezahlen zwischen 6000 und 7500 USD, und da ist eine gerechte Verteilung sehr wichtig. Die grossen einheimischen Agenturen bezahlen maximal 5000 USD, somit sind die Sherpas von K&P gut gestellt. Auch einer der Gründe, warum wir von unseren Sherpas etwas mehr erhoffen können. Übrigens werden die meisten Sherpas diesen Sommer und im kommenden Winter die Schulbank drücken und ihr Englisch verbessern. Diese Zusatzausbildung wird aus dem Hilfsfond von K&P bezahlt.
26. Mai
Die meisten Teilnehmenden wollen sobald als möglich nach Hause. Unser Silvio und der Aldo sind bereits auf dem Weg dorthin, der Sohn von Aldo hat bereits gefragt, du Papa wann sind die 2 Monate
endlich fertig. Bei dieser Frage kullern dem Papa die Tränen aus den Augen! Dann unser super "Rennpferd im Stall", der Silvio, hat auch Stalldrang. Paulina, die erste ecuadorianische Frau auf dem
Everest muss unbedingt nach Hause, denn der Präsident Ecuadors wird sie empfangen. Und wir anderen gehen es ein wenig gemütlicher an, denn viele Everest-Besteiger wurden zu Festlichkeiten der
britischen Botschaft und der nepalesischen Regierung eingeladen.
5. Mai
Nun sitzen wir im Hotel Radisson, denn unser geliebtes Shangri La ist ausgebucht. Wir geniessen das "Dolce far Niente", wenn nur dieser verflixte Bericht nicht anstehen würde ...
Doch eigentlich sollte es einfach sein, denn es gibt fast nur Gutes zu schreiben. Die Erfolge sind wirklich eindrücklich und tun meiner gepeinigten Seele gut. Denn während der Frühlingssaison steigt
mein Puls, ohne das Zutun der Höhe unweigerlich um ein paar Schläge.
Schauen wir ein wenig zurück zum Anfang. Anfänglich sind alle nervös und voller Hoffnung: "ich schaff es sicher mein angestrebtes Ziel zu erreichen". Doch dann gibt es unweigerlich auch ein paar
Enttäuschungen. Das gehört zu den hohen Bergen und dem Leben, doch ist es immer wieder faszinierend, wie jeder Mensch anders mit den Enttäuschungen umgeht. Manche sehen es als Chance im Leben, andere
sind total enttäuscht und suchen einen Schuldigen. Doch als alter Fuchs, der diese Enttäuschung Dutzende Male erlebt hat, kann ich sagen, ich wäre nie zu dem Menschen geworden, wenn ich nicht viele
solcher Enttäuschungen erlebt hätte. Sie helfen mir viel lockerer mit dem Leben umzugehen.
21.05.2013 10:16
Die 13. Mt. Everest-Expedition von Kobler&Partner
Die 12. erfolgreiche Mt. Everest-Expedition
Die 6. Mt. Everest-Expedition seit 2008, an der alle gestarteten Teilnehmenden den Gipfel erreichten!
Es gibt etwas zu feiern:
- Den Gipfel erreichten: Karin Böbner, Paulina Aulestia Enriquez, Michael Bärtschi, Aldo Garioni, Silvio Mondinelli und Gregor Hundeshagen.
- Paulina ist die erste ecuadorianische Frau die den Mt. Everest bestiegen hat.
- Gregor Hundeshagen hat die Seven Summits mit Kobler & Partner abgeschlossen.
Ein grosser Dank an alle Mithelfer:
- Die Sherpas: Dendi, Ganza, Nima Tendu, Gelu, Tembe, Pempa, Nada, Nuru, Tiongba und Bote. Sie haben eine wirklich grandiose Leistung erbracht. Und wen wir nicht vergessen möchten ist unsere Küche:
Panjo, Bujung und Sangpo.
- Dank an Sandra, Roger, Jürg und Mario von Meteotest Bern. Ihre Unterstützung kann man gar nicht gross genug anerkennen und sie werden jedes Jahr noch besser!
Eine kleine Träne ergibt nur das Pech von Urs. Zuhause hat er eine Erkältung aufgelesen und musste am Schluss doch aufgeben, da sein Virus harter war als er selber.
Kurzer Bericht:
Anfänglich sah es nach einem T-Shirt Tag am 20. Mai auf dem Gipfel aus, doch wie abweisend der Mt. Everest sein kann, haben wir beim Aufstieg ins Lager II erkannt: Sturm.
Also wieder Abstieg ins Lager I. Ich entschied mich ins ABC abzusteigen, da ich 2012 gemerkt habe, wenn das Wetter heikel ist, kann ich die sicheren Entscheidungen nur mit einem klaren Kopf fällen.
In früheren Jahren konnte ich es besser auf die leichte Schulter nehmen, doch seit ich gesehen habe was alles geschehen kann, bin ich viel vorsichtiger geworden. Vor allem in der Besteigungsnacht bin
ich angespannter. Ich konnte in der letzten Nacht kein Auge zumachen, jeden Funkkontakt habe ich mit Besorgnis wahrgenommen, doch immer den Spruch im Kopf "no news, good news" ... doch ist es
manchmal einfacher gesagt als getan.
Während ich also abstieg, um das Wetter zu konsultieren und mit Meteotest Bern zu telefonieren, stiegen die 6 Teilnehmenden am 19. Mai, bei schönstem Wetter wieder ins Lager II auf ca. 7800m auf.
In der Nacht vom 19. auf den 20. wieder viel Wind und das hin und her begann wieder von neuem. Doch da war die Nase von Jürg und Kari besser als die der anderen. Ich bat die Teilnehmenden am 20. Mai
trotz Wind ins Lager III auf 8300m aufzusteigen. Denn wir hatten das Gefühl, in der Nacht vom 20. auf den 21. sollte wenig Wind vorherrschen. Und es kam so wie uns die Nase dies vorausgesagte. Kein
Wind und eigentlich mit minus 22 Grad nicht kalt. Dann heute Morgen den erlösenden Funkspruch: "all members on Summit!"
Die Gruppe startete um 11 Uhr und erreichte den Gipfel um 05.30 Uhr am 21. Mai 2013. Den Gipfelaufstieg vom Lager III in 6 Std. und 30 Minuten zu erreichen bedeutet eine super Zeit. Die Strategie
dazu verrate ich natürlich nicht, denn dafür habe ich lange genug "getüftelt".
Herzlichst, ein ganz stolzer und glücklicher Kari
19.05.2013 12:55
Ich habe mich vor dem letzten Aufstieg extra geduscht. Doch auch dies hat nichts geholfen. Ich denke, sie wünscht keine alten und behaarten Männer mehr auf dem Gipfel.
Der Wetterbericht sah gutes Wetter mit wenig Wind voraus, doch es kam anders. Am 18. Mai wollten wir ins Lager II auf 7800m aufsteigen. Anfänglich war der Wind noch moderat und wir erreichten um
ca. 11 Uhr 7500m. Hier herrschte ein Sturm, der auch den stärksten Mann fast umblies. Schon das Aufstellen der Zelte auf ca. 7700m wäre eine Kunstakt gewesen und alle andere Risiken gar nicht
eingeplant.
Gnaro, der italienische Bergführer und ich entschieden uns umzukehren.
Mist, wieder die Situation wie 2012, Abstieg ins Lager I und ich musste mich wieder entscheiden, was mach ich am besten. 2012 hat sich als sehr gute Entscheidung erwiesen abzusteigen und das Wetter
genau unter die Lupe zu nehmen. "Never change a winning team".
Der Wetterbericht und Kari untersuchten das Wetter im Basislager nach dem Abstieg vom Lager I und kamen zum Ziel, nicht wie 2012 noch einmal aufzusteigen. Und um 12 Uhr bekam ich via Funk die
Mitteilung, die meisten sind am 19. Mai bei viel weniger Wind wohlbehalten im Lager II auf 7800m angekommen. Das gute an dieser kleinen Ehrenrunde ist, der Jetstream zieht sich jeden Tag ein wenig
weiter nördlich zurück und somit sieht es so aus, dass am 21./22. der Wind um 10-20 km/h weniger stark ist als am geplanten Summitpush vom 20./21. Mai.
Morgen den 19. Mai geht es ins Lager 8300m. 6 Teilnehmer und 9 Sherpas und der Kari darf heute und morgen noch einmal das Wetter unter die Lupe nehmen und dann geht es am Montag ins Lager I (Nordcol)
zur mentalen Unterstützung bei der Gipfelbesteigung am 21./22. Mai.
Drückt uns alle die Daumen, denn ich bin mal wieder kribbeliger als wenn ich selber dabei wäre...
Bericht Kari Kobler
16.05.2013 10:11
Es sind bereits Expeditionen unterwegs, wie die Chinesen und verschiedene andere Gruppen. Doch der Wetterbericht sagt uns warum im starken Wind hochsteigen wenn es anders auch geht?
Das dreizehnte Mal Everest und wenn alles so kommt wie Meteotest vorausgesagt hat, dann dürfen wir hoffentlich am 20. Mai einmal mehr auf dem höchsten Gipfel der Welt stehen.
Alles was in die Zukunft gerichtet ist, ist wie immer schwer vorauszusagen. Doch wir starten am 17. Mai 2013 im ABC und werden über das Lager im Northcol (7000m) dann über den langen Grat ins Lager II auf 7800m und weiter ins Lager III auf 8300m gelangen. Der Aufstieg auf den Gipfel geht in der Nacht vom 22. Mai um ca. 23 Uhr los und führt uns über die Flanke hoch auf den Grat und von dort über den ersten Step der noch wenig schwierig ist. Es geht weiter über den Grat vorbei am Mushroom Rock zum Second Step der sicher als der schwierigste Teil des Aufstieges benannt werden darf. Dann über einen wenig schwierigen Grat bis zum dritten Step der uns ins Triangel Schneefeld führt, über dieses und am Ende nach rechts über eine ca. 60 Meter (heikle) lange Traverse. ca. 100 Meter hoch und bereits befindet mach sich auf dem Gipfelgrat, über den man nach 30 Minuten den sagenumwobenen Gipfel erreicht.
Kari Kobler
13.05.2013 14:23 Hier oben im ABC auf 6400m über Meer gibt es leider keinen Natelempfang mehr, nachdem die Tibeter vor etwa vier Jahren den Sendemast und die ganze Telefonieanlage ausser Betrieb gesetzt haben, indem sie die Photovoltaik und Batterien gestohlen haben. Das einzige was noch geht ist E-Mail via das Satellitentelefon von Kari Kobler. Dies aber immer mit entsprechenden, manchmal tagelangen, Verzögerungen. Schliesslich hängt auch er nicht immer am Draht. Immerhin aber etwas. Mir wei nid Chlage!
Den Meisten von uns geht es recht gut, bei allen schwinden aber die Kräfte, da oberhalb von rund 5500m der Körper nur noch Energie und Kraft verliert. Ein Runtergehen ins Basislager bringt aber wegen der grossen Distanz und dem grossen Höhenunterschied ebenso wenig. Entsprechend warten wir nun mit Ruhetagen und gelegentlichen Hochtouren einfach auf den Tag X zum Summit Push. Einzig Urs muss nun wegen einer chronischen Erkältung leider aufgeben. Er hat lange tapfer dagegen gekämpft, doch nun tritt er den Rückzug in tiefere Lagen an.
Wann der Tag X sein wird wissen aber nur die Wettergötter, denn der Wind ist bei weitem zu stark zur Zeit und die Temperatur auf dem Gipfel mit -42°C zu kalt. Wir erhoffen uns noch eine
"Erwärmung" auf rund -25° bis -30°.
Durch junge Tibeter der Tibetian Mountain Association wurden aber zumindest die Fixseile bis zum Gipfel nun eingerichtet, so dass für die Sicherheit schon viel getan wurde. Ohne Fixseile würden sehr
viele Bergsteiger sowohl beim Aufstieg im Dunkeln, wie besonders beim Abstieg bei grosser Müdigkeit abstürzen. Zur Akklimatisation habe ich selbst noch einen Aufstieg bis 7200m ohne zusätzlichen
Sauerstoff und bei starkem Seitenwind am Nord-Ost Grat des Everest absolviert. Doch muss man Kraftverzehr und Akklimatisation gegeneinander abwägen, daher habe ich bisher auf noch grössere Höhen
verzichtet. Es gilt Kraft zu sparen für den Gipfeltag, den Summit Push. Immerhin war die anschliessende Abseilpartie durch die 500m hohe Gletscherwand ein tolles Vergnügen, bei welchem ich sogar
meine penetrante Höhenangst vergessen kann. Statt in 45-60 Minuten über die Aufstiegsroute ist die "Diretissima", welche ich persönlich bevorzuge, in 15 Minuten rasanter Abseiltechnik überwunden.
Cool Mann!
Zu Essen gibt es immer genug, doch schwindet der Hunger hier oben dramatisch. Der Magen schrumpft und unsere eigenen Fettreserven sind längst dahin. Selbst unser kräftiger Profibergsteiger Silvio
ist komplett abgemagert und seine ehemals kräftigen Bergsteigerarme und -beine sind nur noch dünne Anhängsel. Auch ich habe sicherlich schon 6-8 kg weg und das Schlimmste kommt ja noch. Der vier- bis
fünf-tägige Summit Push wird nochmals etwa drei KG Gewicht kosten. Da heisst es in den "sauren Apfel beissen" und auch ohne Hungergefühl versuchen etwas runterzuwürgen.
Dilmah, Nusco und Pate heissen die Dinger die uns etwas Essenslust vermittel sollen. Dilmah heisst die Teemarke, welche auch bei regelmässiger Abwechslung irgendeinmal zum Halse raus hängt. Nusco
soll das "Generika" von Nutella sein. Kannste denken! Und Pate heissen die Thunfisch- oder Olvienpasten welche unsere Italiener von zu Hause mitgebracht haben. Wenigsten die schmecken nicht allzu
schlecht. Sofern man Oliven gern hat. Insider wissen: Ich hasse Oliven :-(
Höhenforschung. Ich hatte ja versprochen etwas über meinen Hauptzweck der Expedition zu berichten. Wie reagiert der Kreislauf des Menschen auf den chronischen Mangel an Sauerstoff? Wie reagiert er
im Auge drin selbst? Und was haben Patienten mit grünem Star (Glaukom) und Diabetiker von diesem neuen Wissen?
Leider darf ich aus Geheimhaltungsgründen noch keine Resultate verraten, doch soviel schon vorweg. Der Körper reagiert bei unterschiedlichen Personen eben unterschiedlich auf Mangelsituationen.
Deswegen gibt es Diabetiker, welche viel grössere Augen- und Beinprobleme erleiden (sie können erblinden oder Füsse und Beine verlieren) und andere Diabetiker eben nicht. Und deswegen erblinden
manche Patienten am grünen Star, obwohl sie noch nie einen hohen Augendruck hatten. Dies lässt sich vermutlich sehr gut mit den unterschiedlichen Blutkreislaufeigenschaften dieser unterschiedlichen
Personen erklären und, zu einem etwas späteren Zeitpunkt, auch behandeln. Das Ziel meiner Forschungen ist es, herauszufinden welche Personen tatsächlich ein viel grösseres Risiko für Erblindung
haben, so dass wir diese frühzeitig erkennen und einer medizinischen Therapie zuführen können. Gelebte Optometrie eben.
Deswegen musste ich in den letzen Jahren immer wieder einmal auf Hochgebirgsexpedition und meine freiwilligen Probanden eine Vielzahl von Vitalwerten messen. Blutdruck, Puls, arterielle
Sauerstoffsättigung, Augeninnendruck und Venendruck der Netzhautvenen am Sehnervenein- und -austritt. Daneben gab es noch auf verschiedenen Gebirgshöhen eine Vielzahl von Fragen zu beantworten. Wir
hatten also alle Hände voll zu tun.
Tragisch an der Sache wurde es vor etwas mehr als einer Woche, als direkt "vor unserer Haustüre" ein vermutliches Herzkreislaufversagen zum Tode eines rund 42-jährigen Bergsteigers geführt hat. Er war auf dem Weg zum Crampon-Point hoch als er unvermittelt verstarb. Er wurde mit einer fabrizierten Trage bereits runter getragen. Erst die Obduktion wird da Klarheit bringen.
Wir bleiben jedoch optimistisch, denn wir fühlen uns bei guter Verfassung und warten nun auf den Startschuss in ca. 5-10 Tagen.
Herzliche Grüsse aus dem wiederum verschneiten ABC am Mount Everest
Euer Michael Bärtschi
10.05.2013 11:24 Es ist soweit...
Die Mt. Everest Expedition ist in den letzten Vorbereitungen. Der Abstieg ins Basislager, 5200m, hat uns gut getan. Rumhängen, Essen, mit den Angehörigen tratschen und die dicke Luft geniessen,
was will man mehr.
Trotz all dieser Annehmlichkeiten sind meine Gehirnzellen leer. Ich muss mich überwinden etwas zu schreiben. Ich weiss nicht, ist es wegen dem Aufstieg von gestern oder weil mein ganzer Körper
anfängt sich für den letzten Gipfelaufstieg zu konzentrieren. Ein Prozedere dass sich jedes Jahr am Everest aufbaut und viel Kraft benötigt. Die Spannung fängt an all mein Tun in Anspruch zu nehmen,
früher war ich entspannter. Doch seit ich weiss was auf mich zukommt, kann ich viele Entscheidungen nicht mehr so locker nehmen. Wie es scheint könnte sich um den 20. Mai sich das erste Wetterfenster
aufbauen. Es freut mich einerseits, dass es nun bald losgehen könnte doch die Anspannung liegt in der Luft.
Gestern am 8. Mai unternahmen wir den Aufstieg ins ABC anfänglich mit einem verschiedenen Aufstiegsprofil das sich dann aber am Schluss zusammenschloss.
Die einen wollten direkt ins ABC aufsteigen und die anderen mit Übernachtung im Zwischen Camp auf ca. 5700 m. Am Schluss unternahmen alle den direkten Aufstieg ins ABC. Je nachdem dauerte dies
zwischen 8 und 10 Stunden. Ein nicht zu unterschätzender Aufstieg, denn von 5200m auf 6400m und einer Distanz von ca. 25 km. Die Höhe zehrt an Kräften die normale Menschen anfänglich nicht kennen. Es
ist der Durchhaltewillen der zum tragen kommt, denn eigentlich kann man laufen aber der Kopf spielt einem zwischendurch ein Streich. Man frägt sich warum steigt man hier hoch, warum man sich das
antut, Menschen die diese Art von Höhenanpassung nicht kennen stellen sich diese Fragen hundert Mal während des Aufstieges? Warum kehrst du nicht um und trotzdem geht man weiter. Am Schluss ist man
verdammt Stolz durch gehalten zu haben.
Morgen, 10. Mai, geht es zum zweit-letzten Mal hoch zum Northcol und wenn es die Wetterbedingungen erlauben noch ein wenig weiter Richtung 7500m. Dann erfolgt der Abstieg ins ABC und dann heisst es
warten auf das beste Wetterfenster. Es bedeutet aber auch Ausbildung im Umgang mit dem Sauerstoff den wir für den Mt. Everest einsetzen werden.
06.05.2013 12:12 von Michael Bärtschi
Nun sind wir bereits eine Woche im ABC und die Meisten haben sich an das Leben in der enormen Höhe von 6400m über Meer gewohnt.
Dies ist nicht etwa selbstverständlich, denn dies entspricht einem Hochlager 2 an den meisten 8000er Berge dieser Welt ! Wir leben also dauern so hoch wie anderen Orts versucht wird sich nur
kurzfristig aufzuhalten. Wir versuchen hier im ABC zu regenerieren, was unsere tolle Küchenmannschaft und die windschützenden Zelte doch stark erleichtern. Vor ein paar Tagen haben wir sogar ein
Duschzelt aufgestellt und dieses wurde sofort in Beschlag genommen. Kein Wunder nach rund 10 Tagen ohne Duschmöglichkeit :-). Duschzelt heisst auf unserer Höhe eine sehr rudimentäre Angelegenheit.
Man geht in das Küchenzelt und wünscht sich einen Sack warmes Wasser, diesen hängt man an der Zeltdecke auf und unter der angehängten "Brause" rauscht ein Rinnsal von warmem Wasser über den
geschundenen Körper. Welch eine Wohltat nacht gut 10 Tagen ohne Seife und Wasser. Der Leser mag sich nun denken, welch ein "Schweinestall" und "wie müssen diese Leute nur stinken" ! Dem ist aber
nicht so.
Erstens schwitzt man auf dieser Höhe selbst bei grösster Anstrengung praktisch nicht und Zweitens sind unsere Kleider natürlich auf diese Situation angepasst. Sprich man kleidet sich vornehmlich in
Merinowäsche von neuseeländischen Merino Schafen, welche die tolle Eigenschaft hat keim Geruchsentwicklung zuzulassen. Praktische Angelegenheit für alle Beteiligten. Hygiene jedoch wird dennoch hoch
gehalten. Hände waschen ist ein fester Bestandteil nach jedem Besuch der ebenfalls Zelt mässigen Toilette, wie auch vor jeder Mahlzeit. Zudem gibt es in jedem Schweizer Laden Feuchttücher zu kaufen,
welche guten Dienste hier oben leisten. Wir mögen mit unseren fürchterlichen Bärten zwar schrecklich aussehen, doch dreckig sind wir dennoch nicht. Hygiene ist ein evident wichtiger Bestandteil
unserer Gesundheit und soll uns vor unnötigen Dingen wie Infektionen und Durchfall bewahren.
Kopfschmerz als Folge der Sauerstoffarmut und Husten als Folge des Windes und der wahnsinnig trockenen Luft sind jedoch Dinge welche einige von uns bereits gezwungen haben wieder ins Basislager BC abzusteigen. Wir anderen jedoch dürfen als Akklimatisationsgrundlage die umliegenden 7000er Berge erklimmen. So standen denn der Lanka Ri 7045m und der Nordsattel 7010m des Mt. Everest als Trainingshilfen zur Verfügung.
Unsere "Trekker" aus dem Wallis, "Züribiet" und Deutschland hatten diese Berge als das Highlight ihrer Tour gebucht, wir "Everestler" schlossen uns ihnen zu Trainingszwecken an.
Bei äussert eisigen Temperaturen und anstehenden Windverhältnissen starteten wir um 5 Uhr morgens zur 8-10 ständigen Tour auf den 7045m hohen Lapka Ri. Vom ABC aus sah er gar nicht so dramatisch aus, doch beim Aufstieg merkten wir rasch, dass dieser Berg so ziemlich alles abverlangen würde. Zuerst musste ein Weg durch das Gletscherlabyrinth, welches sich zwischen unserer Seitenmöräne und der gegenüberliegenden Moräne des Lapka Ri befindet, gefunden werden. Schaurig eisige Giganten wurden da durch unsere Kopfleuchten geweckt und wachten über jeden unserer Schritte. Nach der Montage der Steigeisen trennte sich unsere Gruppe in vier kleinere Gruppen. Der über Nacht gefallene Schnee machte es uns unmöglich die vielen versteckten Gletscherspalten frühzeitig zu entdecken, so dass nur in Seilschaften gegangen werden konnte. Zum Glück für unseren standhaften Walliser Kurt welcher bis zum Oberarm und Kopf in einer solchen unsichtbaren Spalte einbrach. Nur die guten Reflexe und die langjährige Erfahrung seiner beiden Mitbergsteiger ist es zu verdanken, dass ausser einigen Prellungen und dem Schock er wieder aus der Spalte befreit werden konnte. Währenddessen kämpften wir anderen uns auf tückischem Blankeis, unter der Neuschneedecke, Meter um Meter in zunehmend steilem Gelände dem Berg hoch. Der konstant zunehmende Wind und die dünne Höhenluft forderten von Mensch und Material alles ab und nicht wenige froren an Fingern und Körper erbärmlich. Und dies trotz hervorragender Hochgebirgsausrüstung. Die Spitzengruppe, bestehend aus unserem Sherpa Nuru, dem Profibergsteiger Silvio, seinem Gast Aldo und mir, gelang es bei sturmartigen Böen wenigstens den Mittelgipfel auf rund 7035m zu erreichen. Dafür mussten wir jedoch eine unsicher aussehende, auf beiden Seiten steil ins "Bodenlose" abfallende Gipfelwächte überwinden. Dies gelang uns nur dank unserer gut abgesicherten Seilschaft. Der tiefe Abgrund zu beiden Seiten ist kein schöner Anblick für einen wie mich, welcher nach wie vor unter Höhenangst leidet. Die zweite, noch gefährlicher wirkendere und rund 40 Meter lange Gipfelwächte zum Hauptgipfel, haben wir dann aber aus Sicherheitsgründen belassen. Der aufbrausende Sturm zwang uns so rasch als möglich zur Umkehr. Für die eigentlich phänomenale Aussicht auf die umliegenden 8000er Makalu, Lotse, Mt. Everest und ganz im Westen der Cho Oyu hatten wir jedoch kaum Zeit. Wie schade ! Die beiden nachfolgenden Seilschaften kamen dann noch wenigstens bis zum ersten Gipfel auf knapp 7000m und kehrten auch da so rasch als möglich um. Die vierte Seilschaft kehrte bereits vorzeitig auf dem hohen Gletscherplateau um. Ein vernünftiger Entscheid von allen Seilschaften.
Der Nordsattel (Northcol) des Mount Everest war dann die zweite anspruchsvolle Tour mit Übernachtung auf über 7000m zur Akklimatisation. Sieht diese eisige Wand vom ABC noch recht nett aus, dann
ändert sich dies sobald man davor steht. Dann wird aus einer schönen Kletterwand sofort ein Monster aus Eis und Schnee. Schliesslich ist diese vier stündige Kletterübung in Tat und Wahrheit der
Eisabbruch eines der Everest Gletscher. Da darf es dann schon eine über 500m hohe Wand sein, welche bezwungen werden will.
Zum Glück für uns alle, wurde im Vorfeld der Aufstieg mit Fixseilen gesichert, so dass man mittels Steighilfe (Jumar) und Sicherungskarabiner und viel (!) Puste eigentlich sicher und gefahrlos die Wand erklettern kann. Fehler erlauben darf man sich jedoch keineswegs, wie das Bild oben eindrücklich zeigt. Den Blick immer nach vorne und nicht nach hinten und somit nach unten zu richten ist das Geheimnis für uns Höhenangstgeschädigte.
Das Expeditionszelt auf 7000m ist dann eine wahre Erholung und bietet Schutz vor dem wiederum starken Wind. Der Wind ist hier am Everest sowieso ein Dauerthema. Zur Zeit scheint der bekannte
Jetstream, welcher vornehmlich in Höhen ab 9000m bis 15'000m vorkommt, genau über dem Himalaya und somit dem Everest zu liegen. Dieser weltumspannende Wind, welchen die Meisten von uns von den
Flugreisen her kennen, kann aber auch plötzlich unter 8000m sinken und stellt für die Bergsteiger am Mount Everest eine tödliche Gefahr dar. Äusserst starker Sturm mit tödlich eisigen Temperaturen
unter -40°C sind schon vielen Höhenbergsteigern zum Verhängnis geworden. So auch im berühmten Jahr 1996, in welchem in nur einer einzigen Tag und Nacht Periode gleich 8 Bergsteiger am Mount Everest
gleichzeitig den Tod fanden. Der Jetstream bläst auch jetzt wiederum äussert stark in der Gipfelregion über uns und ein Aufstieg zum Gipfel von Süd oder Nord ist bisher schlicht lebensgefährlich. er
muss zuerst noch weiter nach Norden abwandern, bevor ein Gipfelsturm möglich wird. Dies ist auch einer der Gründe, warum man dann plötzlich viele Bergsteiger sieht alle auf ein Mal dem Gipfel zu zu
klettern. Das Wetter und Windfenster hier am höchsten Berg der Welt ist nur kurz den Gipfelaspiranten gnädig. Zurück zum Northcol.
Die Aussicht am nächsten Morgen vom Northcol zu den anderen 6 und 7000er Gipfeln im Norden ist Belohnung genug für die Plackerei vom Vortag.
Nun heisst es wieder abseilen über die 500m hohe Eiswand zum ABC und zur Regeneration ins heimische Zelt. Welch ein Spass wenn man wiederum alle Sicherheitsmassnahmen einhält und vernünftig bleibt. Doppelt gesichert mit Abseilachter und Sicherungskarabiner geht es filmmässig den Abhang hinunter. In zwei Tagen geht es dann schon wieder los hinauf zum Northcol und weiter zur entscheidenden Punkt auf 7500m, wo wir unsere Akklimatisation für den Gipfelaufstieg beenden werden. Alles bisher und bis zum Punkt 7500 muss ohne zusätzlichen Sauerstoff erreicht werden. Erst ab dort werden wir dann zu unserer eigenen Sicherheit mit zusätzlichem Sauerstoff weiter steigen. Ein Gipfelaufstieg ohne Sauerstoff mag zwar heroisch sein, doch ist die Mortalität (Sterberate) eines solchen Unterfangen bei rund 25%, wobei die Mortalität eines Aufstiegs mit Sauerstoff bei nur noch rund 1% liegt. Hej ! Ich will auch wieder gesund nach Hause zu meiner Familie und meiner Praxis kommen. Ich will nicht für immer als toter Held am Berg liegen bleiben.
Heute morgen war noch das CCTV, das Central China Television Fernsehteam bei uns zu Gast und hat unseren Tourleiter Kari Kobler, unsere Topbergsteigerin Paulina und mich interviewt :-). Kari gab
Auskunft über die Vorteile einer kommerziellen Organisation einer Bergbesteigung im Vergleich zu den Individualisten, Paulina zu ihrem dritten Versuch den Everest endlich besteigen zu können und ich
durfte kurz meine Ambitionen bezüglich meiner Höhenbergforschung darlegen. Ein toller Spass, welchen wir vermutlich nie im Fernsehen sehen werde. Schade eigentlich.
Bis zum nächsten Mal grüssen wir Euch alle herzlichst aus dem ABC auf der tibetisch/chinesischen Nordseite des Mount Everest, wo wir keinerlei Schlägereien oder ähnliches zu beklagen haben. Wir verstehen uns mit den hiesigen Sherpas, den Yaktreibern und den tibetischen Köchen hervorragend :-) !
30.04.2013 12:18 Bericht: Kari Kobler, Bilder: Gnaro und Kari
Auf der Nordseite des Mt. Everest geht es, im Gegensatz zur Südseite, wie im vergangenen Jahr gemütlich zu und her. Wir sind kaum 100 Bergsteiger, da kann man den im letzten Jahr falsch verstandenen Ausdruck (Familienausflug) wirklich gebrauchen. Ich sitze mit Sumdok von der Tibetisch/Chinesischen Expedition zusammen. Wir reden wie wir die Route sicherer einrichten können. Oder über die Wetterberichte und nun möchte Sumdok denselben Wetterbericht wie wir aus der Schweiz. Dann kommt mal der Russe vorbei und heute werde ich versuchen die Deutsche Expedition bei mir zum Nachtessen einzuladen.
Fangen wir von vorne an. Nach dem Start der ersten Gruppe im Basislager mit 8 Teilnehmenden von der Lakpa Ri-, Northcol- und der Everest-Expedition, gelangten sie nach 5 Stunden Marsch ins
Indermediate Camp auf ca. 5700m. Dies unter der Führung der italienischen Mountain-Machine. Der alte Gaul aus der Schweiz kam am folgenden Tag mit dem Rest der Gruppe in 4 Std. und 45 Minuten im Camp
an und am folgenden Tag im ABC.
Die Sherpas haben mich einmal mehr überrascht, denn unser ABC-Lager ist einfach ein Hammer. Sie haben schwer gearbeitet, um das ABC so gut wie möglich einzurichten. Unser Esszelt, das Dank
grosszügiger Unterstützung eines liebenswerten Lichtensteiners möglich war, ist unglaublich. Am Abend mit einem Heizstrahler wird es so warm wie an der "Cocacabana Brasiliens". Es gibt ja nicht so
viele Lichtensteiner und er liest diese Zeilen fast sicher, darum noch einmal vielen Dank!
Nach zwei Ruhetagen kam der Aufstieg zum Lakpa Ri. Da hatten wir dank des guten Wetterberichtes Glück. Denn am folgenden Tag wäre es wegen des starken Windes fast nicht mehr möglich gewesen einen erfolgreichen Gipfelaufstieg zu machen.
Schweren Herzens kam dann der Abstieg unserer Freunde vom Lakpa Ri und dem Northcol. Wir hatten eine gute Zeit und uns Everestlern hat die Abwechslung gut getan. Denn es gab immer wieder andere Themen zu besprechen und wir waren nicht zu sehr auf unseren grossen Berg fixiert.
Nach zwei gemütlichen Ruhetagen ging es dann los Richtung Northcol, alle waren ein wenig nervös. Schaff ich es, wie weit ist es, ist es kalt, hat es Wind, kann ich oben schlafen, bekomm ich Kopfweh und viele weitere Fragen, die ich mir zum Teil schon fast nicht vorstellen kann. Während dem ich am Bericht schreiben bin, bekomme ich die Nachricht, dass sie den Northcol erreicht haben. Paulina aus Ecuador und ich werden Morgen Richtung Northcol laufen, da Paulina etwas mehr Zeit zum Akklimatisieren benötigt hat, gehen wir dies mit einem Tag Verspätung an.
N.B. Hätte ich doch noch fast vergessen unser alljährliches Puja-Gebet für die Sherpas zu erwähnen. Ohne dieses Gebet steigt kein Sherpa an den Berg. Es werden Esswaren, Pickel, Steigeisen oder andere wichtige Gegenstände gesegnet. Dafür ist immer ein spezieller Tag von Nöten, der vom Lama in Kathmandu bestimmt wird.
Im nächsten Bericht, nach meiner Akklimatisations-Tour, werde ich unser geniales ABC-Lager vorstellen.
22.04.2013 11:41 vonThomas Mettler
Wir sind nun bereits 6 Tage im Basecamp und schätzen mitunter auch die Bequemlichkeiten, für die Kari mit seiner einheimischen Crew verantwortlich zeichnet. Dazu gehört der inzwischen weit herum bekannte "Kobler-Dom" (ein grosses Aufenthaltszelt) den man bei der Anfahrt von weitem erkennt. Des Weiteren gibt es jeden Tag drei warme Mahlzeiten vom Feinsten und nicht zu vergessen: gefütterte Pantoffeln sowie eine warme Bettflasche nach dem Abendessen – Herzlichen Dank für all diese Annehmlichkeiten, wohl gemerkt auf einer Höhe von 5200m ohne fliessend Wasser und Strom! Aber was machen wir denn all die Tage im Basecamp?
Es gibt Ruhetage und aktive Tage. Der Ablauf der Ruhetage sieht wie folgt aus:
Um ca. 07.30 Uhr scheint die Sonne auf die Zelte und die Temperatur in den Zelten steigt innert kürzester Zeit von z.B. minus 10 Grad auf plus 15 Grad. Um 08.00 Uhr gibt es Frühstück mit Müesli, Eiern, Speck und frischem Brot. Dann gibt es um 13.00 Uhr ein warmes Mittagessen, das wir meist im T-Shirt einnehmen können. Um ca. 16.45 Uhr geht die Sonne unter und es wird schlagartig kalt. Im "Kobler-Dom" werden nun die Heizöfen gestartet und um 18.00 Uhr wird das Nachtessen serviert (z. B. Spaghetti, Pizza, Dal Bhat, Rösti usw.). Danach wird noch diskutiert, Anekdoten aus früheren Zeiten erzählt oder auch Mal ein Film angeschaut, bevor die ca. 10-stündige Bettruhe in den inzwischen abgekühlten Zelten beginnt. Da lernt man die warme Bettflasche so richtig zu schätzen.
Die Zeit zwischen den Mahlzeiten nutzen wir, um zu telefonieren, zu lesen, E-Mails/SMS oder eben Berichte wie diesen zu schreiben, Kleider oder sich selbst zu waschen (es gibt hier ein Duschzelt mit Warmwasser), das Basecamp auszukundschaften oder auch, um mit Kari den folgenden Tag zu besprechen.
Bis anhin hatten wir drei aktive Tage: das waren drei Wanderungen auf 5400m, dann auf 5700m und schliesslich auf gut 6000m. Die Letztere diente unter anderem auch dazu, die Steigeisen auf einem vereisten Bach zu testen.
Heute Montag, 22.04. ist die 1. Hälfte unserer Gruppe zum Intermediate Camp, 5700m, aufgebrochen, wo sie übernachtet – morgen Dienstag geht’s dann weiter zum Advanced Base Camp, 6400m. Die 2. Hälfte der Gruppe folgt mit einem Tag Verzögerung. Wenn ich von wir schreibe, so sind dies 7 männliche Teilnehmer, die den Lakpa Ri oder North Col (beide ca. 7000m) besteigen, sowie 2 weibliche und 5 männliche TeilnehmerInnen, welche den Mount Everest (8848m) bezwingen möchten. Mehr Details in einem separaten Bericht.
Für uns "Nicht-Everest-Anwärter" ist es natürlich äusserst spannend, einen Teil der Akklimatisation gemeinsam zu bestreiten und wir drücken ihnen natürlich beide Daumen, damit sie in der 2. Hälfte Mai alle „ON THE TOP OF THE WORLD“ stehen werden.
Wir sind gesundheitlich soweit alle fit und schauen dem was da kommt optimistisch und gut gelaunt entgegen.
Herzliche Grüsse Thomas Mettler
19.04.2013 11:20 Basislager erreicht
Von Gyantse brachte uns unser Bus über Latze nach Xegar. Xegar ist der letzte Ort mit einem einigermassen angenehmen Hotel und somit einem warmen Bett. In Xegar unternahmen wir eine kleine
Wanderung, um den Körper ein wenig auf Trab zu bringen. Die Strasse von Lhasa nach Xegar ist nicht, wie in den westlichen Medien vor 2-3 Jahren gross verkündet wurde, eine Autobahn. Nein, wir würden
die Strasse von Lhasa über Xegar nach Kathmandu eine Nebenstrasse nennen. Es ist u.a. eine der wichtigsten Verbindungen im Tibet, denn sie führt nach Nepal und weiter nach Indien.
Von Xegar über den Parang La (5160m) bis in Basislager des Mt. Everest wurde es dann schon um einiges holpriger. Wir kamen auf jeden Fall glücklich an und genossen das top eingerichtete Basislager,
siehe Bilder.
Die Sherpas haben in zwei Tagen das geleistet, was in anderen Jahren die doppelte Zeit benötigt hat.
Ich bin wieder sehr stolz auf meine Sherpas. Die regelmässigen Leser unserer Reiseberichte haben sicher herausgehört, dass ich diesen Winter ein wenig Mühe mit einem für mich wichtigen Sherpa
bekundet habe. Es hat sich als gut herausgestellt, zwischendurch einfach einen Schnitt zu machen und wieder neu anzufangen.
So, nun sind wir im Basislager, zusammen mit der Gruppe der Shisha Pangma & Cho Oyu-Expedition. Sie werden mit Garantie ein wenig neidisch an unser Lager zurück denken. Ein Basislager wie am
Everest ist beim Shisha Pangma einfach nicht möglich, denn im Gegensatz zum Everest-Basislager muss dort alles mit Jaks hochgetragen werden.
Eine kleine Nebenbemerkung: 4 Wochen vor Abreise bekam ich die Info, die Jaks würden dieses Jahr nicht wie vorher 130 USD kosten, sondern 200 USD. Somit sind die Kosten für eine Kilo Gepäck vom
Basislager ins ABC höher, als mit dem Flugzeug von Zürich nach Kathmandu. Dafür können für einmal nicht die Chinesen verantwortlich gemacht werden.
Dieses Jahr werden mit grosser Sicherheit wieder Bilder im Internet herumschwirren, die grosse Ansammlungen von Bergsteigern zeigen werden. Aber mit Garantie nicht auf der Nordseite (Tibet) sondern
auf der Südseite (Nepal) des Mt. Everest. Denn auf der Nordseite sind voraussichtlich nicht mehr als 100 Bergsteiger unterwegs, dies nach Aussage der Tibet Mountaineering Association.
Den ersten Tag haben wir mit Rumhängen, Einräumen und organisieren des weiteren Aufstieges ins ABC genossen. Dann kam der kurze Aufstieg auf den Hügel in der nahen Umgebung vom Basislager, wobei wir
ca. 300 Höhenmeter zu überwinden hatten. Heute ging es ein wenig höher auf ca. 5700m. Alle Teilnehmenden der Mt. Everest-, Nordcol- und Lakpa Ri-Expedition erreichten den Gipfel, was nicht immer
vorkommt.
MM ist bei uns nicht Migros Markt, hier ist es die Mountain-Machine. So wird der Bergführer des Gastes aus Italien bezeichnet, die MM heisst Silvio Mondinelli. Er hat alle vierzehn Achttausender
bestiegen, ohne zusätzlichen Sauerstoff. Wir haben uns am K2 kennengelernt und waren uns sofort sympathisch. Nun begleitet er uns auf der Mt. Everest-Expedition und bereichert uns nicht nur
bergsteigerisch, sondern auch als "Ulknudel". Er bringt uns, doch ein wenig kühlen, Nordländer immer wieder zum Lachen.
Ich wünsche Zuhause allen alles Gute, der Kari
Zwischenbericht Kathmandu (mehrere Tibetgruppen von Kobler & Partner) von Richard Bolt – Expeditionsleiter Shisha Pangma & Cho Oyu Expedition 2013
Der 10. April stand ganz im Zeichen der Erkundung Kathmandus mit all seinen Tempeln und Stupas. Ein Deutsch sprechender Nepali führte uns durch das Labyrinth der Innenstadt zu den Sehenswürdigkeiten. Mit einem anschließenden Besuch des Tamel, der Kleinhandelsmetropole Kathmandus, wurde der Tag abgerundet.
Früh morgens des 11. Aprils hieß es Abschied nehmen von Kathmandu, der Flug über die Himalayakette nach Lhasa stand bevor. Um möglichst viele Plätze auf der linken Flugzeugseite zu ergattern, gehörten wir zu den ersten am Check-In. Der turbulente Flug vorbei an den Bergriesen Everest, Lhotse und Makalu, alle gut sichtbar von den Sitzplätzen auf der linken Seite, bleibt sicher allen noch lange in Erinnerung. In Lhasa angekommen bläst uns der kühle Wind des kommunistischen China entgegen. Bereits am Flughafen wurden wir x-fach kontrolliert und Bücher mit Dalai Lama Inhalten konfisziert.
Die Höhe von 3600 Meter lässt den einen oder anderen etwas schneller Atmen, jedoch verläuft die Ankunft für alle ohne größere Probleme. Das Wahrzeichen von Lhasa ist der Potala Palast, das Zentrum und der ehemalige Wohnsitz des Dalai Lama, welcher bereits 1994 zum Weltkulturerbe der UNESCO ernannt wurde. Aufgrund des großen Besucheransturmes mussten wir unseren Besuch auf den 13. April verschieben, was sich aber aufgrund der eindrücklichen Dimensionen und der Geschichte des Palastes absolut gelohnt hat.
Über den Friendship Highway fuhren wir danach gleich los Richtung Gyantse. Eine eindrückliche Fahrt über den 4800 Meter hohen Khamba La Pass mit einer atemberaubenden Sicht auf den Yamdrok See bis hinüber zum Noijn Kangsa lässt das Herz höher schlagen und die Atmung beschleunigen. Mit dem Karo La Pass folgt mit fast 5000 Meter gleich der nächste Höhepunkt bevor es hinunter nach Gyantse auf 4000 Meter rollt.
Der Sonntag, 14. April beginnt mit der Besichtigung der berühmten Stupa von Gyantse und dem Fort aus dem 15. Jahrhundert. Die Weiterfahrt nach Shigatse, der zweitgrößten Stadt (hinter Lhasa) verlief kurzweilig. Eine weitere freiwillige Klosterbesichtigung, dem Tashilumpo Kloster, stand am Nachmittag an.
Allen Teilnehmern geht es soweit gut und wir alle sind hoch motiviert für die Besteigung des Shisha Pangma. Wir grüßen aus dem fernen Tibet alle zuhause gebliebenen und wünschen einen schönen Frühlingsstart.
08.04.2013 15:00
Ein paar Tage vor der Abreise wurde ich nervös, hatte Mühe mich zu konzentrieren, konnte mir aber nicht erklären warum.
Über Ostern bin ich extra Zuhause geblieben, denn eine gewisse Vorahnung plagte mich und dann kam die erste Aktion. Meldung aus dem Tibet, ein Pass sei abgelaufen, obwohl er noch bis im Oktober gültig war. Wenn wir nicht sofort eine aktuelle Passkopie senden würden, sei die ganze Gruppe gesperrt, ein Problem des Gruppenvisums. Unser Bergfreund hatte aber bereits einen neuen Pass, doch hatte er vergessen uns zu informieren.
Dann die zweite Aktion, irgendein Nepali mit dem Namen "Pasang" hat im Tibet etwas angestellt. Nun wurden wir am Dienstag informiert, alle Nepali mit Namen Pasang dürften nicht ins Tibet einreisen. Also mussten wir kurzfristig einen neuen Pasang oder eben nicht Pasang suchen. Es ist jedoch alles wieder auf bestem Weg.
Dann die dritte Aktion, auf meinem Ticket stand Abflug nach
Kathmandu am 5. April um 22.15 Uhr. Im Büro werde immer belächelt, weil ich zu früh auf dem Flughafen bin. Aber diesmal hat auch mein zu frühes Erscheinen nicht genügt, denn der Flug ist bereits um
20 Uhr gestartet. Zum guten Glück war es nicht mein Fehler! Einen Tag später stehe ich wieder auf dem Flughafen und schreibe am Bericht.
Gut Ding will Weile haben.
Nun hat sich die Spannung gelöst und es geht wirklich los, zuerst mal nach Kathmandu und dann nach Lhasa und weiter zum grossen Berg.
Es ist soweit und wir könnten eigentlich starten. Visa sind organisiert und morgen kommt der Rest der Gruppe. Also los geht’s zu den hohen Bergen des Himalaya.
Mit herzlichen Grüssen, Kari
15.04.2013 11:40
Wow, Shisha Pangma-, Cho Oyu-, Lakpa Ri-, Nordcol- und die Everest-Gruppe sind gut in Lhasa angekommen. Am 9.4.2013 wurde das Tibet wieder geöffnet, nachdem es für über ein halbes Jahr für Westler geschlossen war. K&P reisten bereits 2 Tage später mit einer Gruppe von 30 Bergsteigern über den tiefsten Einschnitt zwischen Mount Everest und Kantchenjunga, von Kathmandu nach Gongar dem grössten Flugplatz im Tibet ein.
Somit waren wir wieder einmal mehr die ersten die ins Tibet einreisen konnten. Dies dank den guten Informationen, die wir vorgängig über verschiedene Kanäle erhielten. Lhasa ist einem Wachstum unterworfen, der die regelmässigen Besucher einfach in Staunen versetzt. Ein Beispiel: jeden Tag werden in Lhasa 100 Autos zu gelassen. Das Permit dazu kann man sich kaufen ... somit ist ein für uns Westler unverständliches Chaos im Strassenverkehr nicht zu verhindern. Eisenbahnen werden gebaut u.a. von Lhasa nach Shigatse.
Die Fahrzeit von Lhasa nach Gyantse und weiter nach Shigatse und Xegar hat sich in den letzten zwei Jahren, seit der Asphaltierung, um etwa die Hälfte verkürzt. Damit sich die Fahrer, die Ihren Fahrausweis "im Supermarkt gekauft" haben, an die Geschwindigkeitsbeschränkungen halten gibt es folgendes System: Ein Fahrer holt sich beim Checkposten A eine Bestätigung mit der Abfahrtszeit ein. Beim nächsten Checkposten B muss er die Bestätigung wieder vorweisen. War er zu schnell unterwegs, muss er eine Buße bezahlen. Doch funktioniert die Abgeltung sicher auch mit "Schmiergeld". Wäre doch was für Europa, Fahrzeug Stau unvorstellbar.
Auf dem Weg bis ins Everest Basislager sind nun alle Gruppen gemeinsam unterwegs...
Wir sind soweit wohl auf, außer einem kleinen Nebengeräusch: In Gyantse meldet sich ein Teilnehmer, er hätte Zahnweh. Gregor unser Gesichts-Chirurg, der schon an der Carstensz Pyramide sein Können unter Beweis gestellt hat, konnte auch hier wieder in Aktion treten. In Shigatse dem letzten großen Ort, vor dem Basislager, wo es noch eine saubere Zahnklinik gibt, hat sich Gregor häuslich eingerichtet und unseren Patienten zu seiner Zufriedenheit behandelt. Auch Michèle Mérat sei hier lobend erwähnt, es ist schön wie die zwei im Hintergrund auf die kleinen Unpässlichkeiten der Teilnehmenden eingehen.
Ich möchte mich hier herzlichst bedanken. Für mich sind das noch wirklich Ärzte, die sich zum allgemeinen Wohl der Gruppe zur Verfügung stellen. Dies hilft am Schluss allen, denn alles Gute kommt wieder zurück. Somit leben wir den Buddhismus im Ursprungsland des Buddhismus.
Alles Gute nach Hause wünscht euch Kari Kobler