Nach dem 2. Weltkrieg wurde sämtlicher Hüttenbesitz von den Alliierten beschlagnahmt. Von der österreichischen Regierung wurde Hofrat Busch aus Innsbruck zum Treuhänder der Alpenvereinshütten benannt.
1949
Mit der Gründung der DDR, am 7. Oktober 1949 wurde definitiv klar, auf dem Gebiet in Ost- und Mitteldeutschland wird es für einen längeren Zeitraum keine Sektion des Alpenvereins mehr geben.
Die Dessauer Bergsteiger- und Wandervereine zwischen
1945-1989
Die Auflösung des Deutschen Alpenvereins durch die Besatzungsmächte nahm den Wanderern und Bergsteigern vorerst ihre Organisationsgrundlage. Jedoch entstanden ab 1950 – im Rahmen einer Verordnung zur Gründung von Betriebssport-Gemeinschaften – in Dessau:
1950 BSG Stahlbau Köckert – später Lok Stahlbau
(1957 Gründung einer Sektion Touristik mit Gruppen Wandern, Bergsteigen und Orientierungslauf)
1559 BSG Polysius – später Zementanlagenbau
(1974 Gründung einer Kinderklettergruppe)
1950 BSG Waggonbau – später Motor Dessau
(1963 Gründung der Sektion Wandern und Bergsteigen)
Diese Sportvereinigungen halfen, die Lücke zwischen Verbot des DAV 1945 und der Wiedergründung unserer Sektion 1990 zu schließen.
Aktivitäten Lok Stahlbau
Bereits 1957 erfolgt die Gründung einer Sektion Touristik mit einer Gruppe Wandern, Bergsteigen, Orientierungslauf - langjährig geleitet von Erna Geißler. Ab 1958 entsteht die Klettergruppe der Sektion unter Leitung von Heinz Ströber.
Das in der DDR übliche fehlende Material und Karten erschwerten alle Unternehmungen, wurden jedoch mit Einfallsreichtumm und handwerklichem Geschick ausgeglichen. Reizvolle Touren in Rumänien, als Klettereien (Bucegi und Königstein 9, Hochgebirgstouren 8 Rezetat; Vladeasa, Bihor, Fagarash-Gebirge) sowie auch Ski-Wandertouren fanden großen Anklang besonders auch bei Familien mit Kindern.
Aktivitäten Zementanlagenbau
1959 gründet sich die Sektion Wandern in der Betriebssportgemeinschaft. Die Wanderer und Bergsteiger führer regelmäßig Fahrten in die heimischen Mittelgebirge und Hochgebirge der östlichen Länder durch.
Die Ausrüstung der ersten Unternehmungen bestand aus zwei alten spiralgeflochtenen Seilen, wovon eines vom vielen Gebrauch steif wie ein Stahlseil war, uralte Schlingen und eine Handvoll enorm schwerer Eisenkarabiner, Kletterführer „Zittauer Gebirge und zwei Bände „Sächsische Schweiz“.
Aktivitäten Motor Dessau
Tages- und Wochenendfahrten, in der Regel 2 Veranstaltungen pro Monat wurden durchgeführt, Heimatabende mit Dia-Vorträgen und Gitarrenabende mit dem Gesang von Volks- und Wanderliedern. Jährliches Treffen mit den Dauerzeltern am Bergwitzsee und Touren in den Harz und die Sächsische Schweiz standen auf dem Programm. Eine der schönsten Traditionen in der näheren Umgebung der Heimatstadt Dessau war das jährlich im Dezember stattfindende „Abwandern“, bei dem kulinarisch, Weihnachtslieder als auch Spiel und Spaß mit der Familie den Mittelpunkt bildeten.
1952-1955
Herr Walter Achilles, Mitglied der Sektion Anhalt bis zum Ende ihres Bestehens, hat erste Ideen und Pläne für eine Patenschaft zur Erhaltung und Betreuung der Hütten. Er teilte sie dem damaligen 1. Vorsitzenden des Deutschen Alpenvereins, Direktor A. Jennewein, mit.
Die neu gegründete Sektion „Oberer Neckar“ im Raum Rottweil übernimmt 1955 die Patenschaft / Verwaltung der Anhalter Hütte und der Heiterwandhütte.
1961-1962
Alle 27 mittel- und ostdeutschen Hütten werden an den österreichischen Alpenverein verkauft.
Vom 24.-27.August 1962 fanden die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum der Anhalter und Heiterwandhütte statt. Unter den 71 Gästen auf der Anhalter Hütte waren u.a. Rottweils Bürgermeister Gutknecht, Bürgermeister Koch aus Imst, der Vertreter des Deutschen Alpenvereins und Leiter der Ost- und mitteldeutschen Sektionen Dr. jur. 0. Reichel, im Auftrag des Österreichischen Alpenvereins und der Sektion Imst Dr. J. Huber und 4 ehemalige Mitglieder der Sektion Anhalt (Else und Walter Achilles, Fritz Rammelt und Günter Lochmann).
1962 Festrede von Walter Achilles zum 50-jährigen Hüttenjubiläum
1963
In der Betriebssportgemeinschaft Motor Dessau wird durch Heinz Schierwagen die Sektion Wandern und Bergsteigen gegründet. Sie ist im DWBO - dem Deutschen Verband für Wandern, Bergsteigen und Orientierungslauf - organisiert. Karl Münster leitet die Sektion als erster Vorsitzender bis 1970, In Folgezeit sind Nachfolger Kurt Busch und später Andreas Nürnberger.
1966-1967
Das Dach der Heiterwandhütte Muss gerichtet werden. Ein erster Wechsel in der Vereinsspitze der Rottweiler Sektion findet statt. Wolf Isler löste Bruno Limberger ab. Die Wasserleitung an der Anhalter Hütte musste 1966/1967 neu verlegt werden, da die alte nicht mehr der Umweltfreundlichkeit und nicht mehr der gestiegenen Nachfrage entsprach.
27. Dez. 1967: Der Österreichische Alpenverein verkauft alle ehemaligen deutschen Hütten an den Deutschen Alpenverein.
1969
Teilnahme von Sektionsmitgliedern Lok Stahlbau an einer Expedition in unerschlossene Teile des Fangebirges in Tadshikistan, wo einige 5000er erstiegen wurden. In diese Zeit fällt auch die erste Winterüberschreitung des Fagarasher Hauptkammes in Rumänien.
1970
Das Dach der Anhalter Hütte musste erneuert werden. Aufgrund des Umfanges des dazu benötigten Materials musste erstmals ein Hubschrauber für den Transport eingesetzt werden.
Im Frühjahr wird die Heiterwandhütte durch eine Staublawine zerstört.
Das Hüttenwirtsehepaar Anna und Franz Stricker tritt nach ununterbrochener 30-jähriger Tätigkeit auf der Anhalter Hütte in den wohl verdienten Ruhestand. Als neues Hüttenwirtsehepaar waren Hermine und Herbert Mark auf der Anhalter Hütte.
Für die Bergfreunde in der DDR sind Bergfahrten in die Alpen nicht möglich, da muss man eben etwas weiter fahren... um so mehr werden die Gebirge "sozialistischer Partnerstaaten" ausgiebig aufgesucht, wie
in der Tschechoslowakei - Slovensky Ray, Hohe und Niedere Tatra;
in Rumänien - Karpaten und Neraklamm;
in Bulgarien - Pirin-, Rilagebirge, Stara Planina.
Dessauer Bergfreunde besteigen in diesem Jahr im Kaukasus den Elbrus (Europas höchsten Gipfel) und Ushba. Unter anderem dabei entsteht Fritz Benders umfangreicher "Bergführer Kaukasus".
Mitglieder tümmeln sich mit Rucksack und Zelt unter Winterbedingungen in der Westtatra.
1971-1973
12. und 13. Juni 1971: Der Hauptausschuss des DAV beschließt, alle ost- und mitteldeutschen Hütten, für die keine sitzverlegten Sektionen zuständig sind, an die Patensektionen zu übertragen.
1972 erfolgt der Wiederaufbau der Heiterwandhütte im beschindelten Blockhausstil nach Plänen des Architekten und Bergsteigers Albert Roth. An diesen Ausbau schlossen sich umfangreiche Restarbeiten an wie z.B. die Versorgung mit Wasser, Anschaffungen eines Funkgerätes und neuen Dieselaggregats. Anfang der 70er Jahre erfolgte die Fertigstellung der Hahntennjochstraße.
Am 23. Juni. 1973 konnte die neue Heiterwandhütte eingeweiht werden. Als Gast war u.a. Oberbürgermeister Dr. Regelmann aus Rottweil anwesend. Das Ehepaar Senn löst in diesem Jahr das Ehepaar Mark als Hüttenwirte auf der Anhalter Hütte ab.
1974-1978
Die Sektion “Oberer Neckar“ fasste 1974 den Entschluss wiederum A. Roth, diesmal mit der Planung und Bauleitung zur Erweiterung der Anhalter Hütte, zu beauftragen. Seine Baupläne konnte Albert Roth am 10. Sept. des gleichen Jahres vorlegen.
In der Sektion der BSG ZAB Dessau gibt es erste Übungsleiterlehrgänge, 14 Mitglieder – die an 40 Veranstaltungen teilnahmen, wie Klettern im Harz und der Sächsische Schweiz. Als bergferne Sektion belegten sie vom 30. Platz bis zum 1. Platz im Lauf der Zeit alle Ränge beim „Treffen Junger Bergsteiger“.
Der Um- und Ausbau der Anhalter Hütte wird 1975 von der Mitgliederversammlung Sektion "Oberer Neckar" Rottweil Anfang des Jahres genehmigt. Vor Einbruch des Winters konnte das Vorhaben zu 75% fertiggestellt werden. 1976 konnte der Um- und Ausbau der Anhalter Hütte vollendet werden. Außerdem wurde auf der Gabelspitze ein Gipfelkreuz aufgestellt. Beides weihte man mit einer Bergmesse feierlich ein.
Frau Scheuch übernahm unter Mithilfe des langjährigen Hüttenwirts B. Winkler den Betrieb der Anhalter Hütte als Hüttenwirtin für ein Jahr. Sie löste das Ehepaar Senn ab. 1978 zieht das Ehepaar Fringer für mehrere Jahre als Hüttenwirtsehepaar auf die Anhalter Hütte und knüpft an die alte Tradition der Fam. Stricker an. Weitere zusätzliche Bauleistungen und auch Restarbeiten an der Anhalter Hütte müssen durch die Sektion Rottweil getragen und erledigt werden.
1979-1982
Die Sektion Kletter- und Hochtourengruppe Lok Stahlbau Dessau wird durch Rudolf Nagel übernommen. Nur ein Jahr später werden mehrere zusätzliche Übungsleiter ausgebildet. Klettereien in heimischen Mittelgebirgen wie Sächsische Schweiz, Harz, alpines Training am Falkenstein in Thüringen sowie regelmäßiges Training sind optimale Voraussetzungen für Hochgebirgstouren in die Hohe Tatra und die slowakischen Gebirge.
Die im Klettersport umfangreiche Ausbildungs- und Schulungsarbeit der BSG Lok Stahlbau und ZAB zahlt sich aus, viele Jugendliche können sich begeistern an diesem Sport, zeigen bei Erstbegehungen in gehobenen sächsischen Schwierigkeitsgraden (VIIc bis VIIIC) starke Leistungen und sind auch bei nationalen Wettkämpfen vorn dabei. Federführend leisten hier Egon Schmidt, Rudolf Nagel und später Heinz Kabelitz großartige Jugendarbeit.
Besonders beliebt ist bei der Jugend das "Boofen" - nächtigen unterm Felsmassiv in der Sächsischen Schweiz.
In den Alpen sorgt die Sektion Rottweil vorbildlich für die Hütten:
1979 - Die Versorgung der Anhalter Hütte mit qualitativ gutem Wasser konnte gesichert werden.
1980 - Es erfolgt die Reparatur des Daches der Anhalter Hütte, sowie des Kachelofens.
1981 - In diesem Jahr stand das Problem der Energieversorgung der Anhalter Hütte auf der Tagesordnung. Das alte, zu schwache Dieselaggregat sollte einem leistungsstärkeren weichen und außerdem musste die Unterbringung des Aggregates gelöst werden.
1982 - Für die Anhalter Hütte wurde ein Funkgerät angeschafft und eine Notbeleuchtung im Treppenhaus und in der Toilette installiert.
1984-1985
In der Sektion der BSG ZAB Dessau wurden zum 10-jährigen Bestehen 24 Kletter-fahrten an 95 Tagen mit 27 – 42 Teilnehmern pro Fahrt registriert. Die Mitgliederzahl wuchs bis auf 50 an, später 64. Mittlerweile gab es 18 Übungsleiter, 6 Wanderleiter und 35 DRK- und Bergunfallhelfer.
Für die Heiterwandhütte wurde eine Holztaxe von 25 Schilling eingeführt: Holz und Kohle wurde mit dem Hubschrauber zur Hütte transportiert. Am 5.16. Juli 1984 feierte die Sektion “Oberer Neckar“ auf der Anhalter Hütte ihr 30-jähriges Jubiläum. Im Oktober stirbt die verdienstvolle ehemalige Hüttenwirtin Anna Stricker.
1985Im August stirbt leider auch der ehemalige Hüttenwirt Franz Stricker.
1986-1987
In Vorbereitung auf das 75-jährige Hüttenjubiläum im Jahre 1987 wurden an der Anhalter Hütte sämtliche Fenster erneuert und das Dach am Nebengebäude saniert. Die Heiterwandhütte bekam einen gekachelten Einzelofen, die Küche wurde verbessert und die problematisch schräg stehenden Dachfenster wurden gerade aufgestellt und durch Dachgaupen geschützt.
1987 wird die 75-Jahrfeier der Anhalter und der Heiterwandhütte gefeiert.
1988
1989
Einige Kletterer der Sektion bei ZAB Dessau setzen in Routen IXa im Vorstieg Leistungsmarken. Mit der fortschreitenden Autorisierung erschlossen sich den Sektionsmitgliedern weitere Ecken – die Kansteinboofe und die Bergsteigerhütte beim Förster am Zeughaus waren ihr ständiges Quartier.
Es wurden unzählige Fahrten in östliche Länder durchgeführt, 11.500 Kletterwege durchstiegen und die Wege führten bis hin zum Kaukasus und nach Asien.